Geschichte

Nun schon mehr als 100 Jahre ...

Der Verein der Ausländischen Presse in Deutschland wurde 1906 in Berlin gegründet und feierte 2006 sein 100. Jubiläum. Seine Mitglieder - es waren im Lauf der Jahrzehnte Tausende - haben die bewegten und bewegenden Ereignisse im Deutschland des 20. Jahrhunderts von Anfang bis Ende hautnah miterlebt und beschrieben.

Mit Datum vom 30. Juni 1906 zeigte der Verein der Ausländischen Presse "Ew. Hochwohlgeboren" im Auswärtigen Amt in Berlin seine Gründung an. Erster Vorsitzender war der Österreicher Paul Goldmann, Korrespondent der "Neuen Presse", Wien. Aber erst 19 Jahre später - nachdem die Zahl seiner Mitglieder von anfangs ein paar Dutzend auf über 80 angewachsen war - wurde der VAP als Verein in Berlin-Mitte offiziell eingetragen.

Gegen Ende der zwanziger Jahre gewann der VAP stark an Einfluss. Die Pressebälle, die der Verein jedes Jahr in den Berliner Hotels "Adlon" und "Esplanade" veranstaltete, zählten zu den glanzvollsten Ereignissen der Berliner Gesellschaft. Die von Auslandskorrespondent*innen frequentierte Bar im "Adlon" galt als Top-Informationsbörse.

Reportagen über das Nazideutschland der dreißiger Jahre machten viele ausländische Journalist*innen in ihren Heimatländern berühmt. Zwei ehemalige VAP-Vorsitzende, Edgar Mowrer von der "Chicago Daily News" und Louis. P. Lochner, langjähriger Chefkorrespondent von "Associated Press", erhielten für ihre herausragenden Reportagen den Pulitzerpreis.

Trotz vieler Schikanen durch Propagandaminister Joseph Goebbels verteidigte der VAP seine Unabhängigkeit bis zur Ausrufung des "totalen Krieges" 1942. Aber auch die Auslandspresse hat ihre Vergangenheit zu bewältigen: Einer ihrer Vorsitzenden wurde wegen Kollaboration mit den Nazis 1946 hingerichtet.

Konrad Adenauer beim VAP 1963

VAP-Gespräch mit Bundeskanzler
Konrad Adenauer, Bonn 1963
Foto: Renate Patzek / Bundesregierung

Nur in einer kurzen Pause - zwischen 1945 und 1951 - ruhte der Verein. Sechs Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg gründeten sich 1951 in Bonn und Berlin zwei voneinander unabhängige VAP, die sich über viele Jahre freundschaftlich verbunden blieben, mit der Zeit aber auch in Konkurrenz zueinander traten. Aufgrund der besonderen völkerrechtlichen Situation im geteilten Deutschland mussten beide Vereine der Ausländischen Presse getrennt geführt werden.

Sie standen in der Tradition des VAP von 1906; beide behielten den Gründungsnamen bei. Im VAP Berlin konnten nicht nur jene Kolleg*innen Mitglied werden, die ihre Büros in Westberlin hatten, sondern auch diejenigen - überwiegend osteuropäische Kolleg*innen -, die aus der "Hauptstadt der DDR" berichteten. Der VAP Bonn versammelte im gleichen Jahr die Auslandskorrespondent*innen, die in der "provisorischen Hauptstadt" am Rhein bei der Bundesregierung akkreditiert waren.

VAP-Berlin Vorsitzende 1951-1999

1951 Russel Hill
1952 Thomas H. Ready
1953 Bo Jaerborg
1954 Charles Hargrove
1955-56 D. M. Winter
1957-58 Otto Frei
1959 D. M. Winter
1960-61 Carl Hartmann
1962-63 Jacques Jeanmarie
1964-1965 Svante Löfgen
1966 Fritz Rene Allemann
1967 Neal Ascherson
1968-69 Peter B. Johnson
1970-72 Margarete Spitzer
1973-74 Jean Paul Picaper
1975-76 Leslie R. Collitt
1977-80 Margarete Spitzer
1981-83 Juan I. Cuesta
1984-90 Albert Klein
1991-93 Clive Freeman
1994 Peter M. Dollé
1995-96 Clive A. Freeman
1997-99 Eva Forinyak

Angela Merkel beim VAP-Empfang 2006

Bundeskanzlerin Angela Merkel
auf dem VAP-Empfang 2006

Foto: VAP-Büro

1999, nach dem Umzug der Regierung von Bonn nach Berlin, schlossen sich die beiden VAP zum neuen, alten Verein der Ausländischen Presse in Deutschland mit Sitz in Berlin zusammen. Mit der Wiedervereinigung hat auch der Verein der Ausländischen Presse in Deutschland ein neues Kapitel aufgeschlagen. Anknüpfend an die mehr als hundert Jahre alte Tradition stellt sich der VAP den Herausforderungen des Internet-Zeitalters.

Bedingt durch die Corona-Pandemie fand der Verein im Frühjahr 2020 schnell ein alternatives virtuelles Format, um seinen Mitgliedern weiterhin Pressegespräche mit interessanten Gästen aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur anbieten zu können. Als Konferenzsoftware wird ZOOM eingesetzt. ZOOM-Meetings werden das VAP-Angebot zukünftig erweitern, da sie es ermöglichen mit Gesprächspartner*innen aus aller Welt in Kontakt zu treten. Präsenzveranstaltungen werden wie bisher Priorität haben, weil die persönliche und direkte Kommunikation sowie der Austausch für die journalistische Arbeit unerlässlich bleiben werden.

Der VAP hat heute ca. 450 Mitglieder aus rund 60 Ländern, von denen die meisten von Berlin aus berichten. VAP-Mitglieder prägen auch im 21. Jahrhundert weitgehend das Bild mit, das sich das Ausland von Deutschland macht.

VAP-Bonn Vorsitzende 1951-1999:

1951 Emlyn Williams
1952 Richard C. Hottelet
1953 Alain Clément
1954 G. A. Knepflé
1955 Bo Jaerborg
1956 Jan Wintraecken
1957 Fred Luchsinger
1958 Morgens Barfoed
1959 Kurt S. Lachmann
1960 George Vine
1961 H. A. M. Hoefnagels
1962 Stéphane Roussel/Per Sjögren
1963 Jesse Lukomski
1964 Blake Baker
1965 Wellington Long
1966 Stein Savik
1967 Bert Stoop
1968 Reginald Peck
1969 Basil Mathiopoulos
1970 David Binder
1971 Flemming Soerensen
1972 Jesse Lukomski
1973 Klaus Emmerich
1974 Djuka Julius
1975 Don. F. Jordan
1976 Daniel Vernet
1977-78 Werner A. Perger
1979-80 Ivo Vajgl
1981-83 Ramesh Jaura
1984-87 Marcel Linden
1988-89 Jorge Gillies
1990-94 Ewald König
1995 Lynne Weil
1996 Anastassios Telloglu
1997-98 Ahmet Külahci
1999 Risto Tähtinen

VAP-Deutschland Vorsitzende seit 1999:

1999 Risto Tähtinen
2000 Fred David
2001-02 Clive Freeman
2003 Frank Paul Weber
2004 Alexandra Föderl-Schmid
2005-06 Hans Verbeek
2007-08 Rozalia Romaniec
2009-10 Pascal Thibaut
2011-12 Birgit Baumann
2013 Erik Kirschbaum
2014-2019 Pascal Thibaut
2020 - Georgios Pappas